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Die Union islamischer Gerichte

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Für viele politische Beobachter überraschend kam es 2006 zu einer neuen Entwicklung in Somalia. Die Union islamischer Gerichtshöfe konnte nach wochenlangen Kämpfen mit über 350 Todesopfern Anfang Juni 2006 die Hauptstadt Mogadischu einnehmen und alle Clan-Milizen in Schach halten.
Damit kontrollierte zum ersten Mal seit 15 Jahren eine Gruppierung die ganze Hauptstadt. Bis August 2006 verzeichneten die Islamisten auch im restlichen Somalia immer mehr Gebietsgewinne bis kurz vor Puntland. Seit den ersten großen Siegen im Juni 2006 führte die Union islamischer Gerichte einen kulturellen Feldzug in Mogadischu durch. Der Anführer der Islamisten Scheich Hassan Dahir Aweys erklärte die Scharia als die alleinige Gesetzgebung. Auch Tätigkeiten, die in den Augen der Islamisten nicht "islamisch" waren, wurden bekämpft. So stürmten islamistische Milizen mehrfach Kinos, Tanz- und Musikveranstaltungen. Videotheken wurden geschlossen, und die Übertragung der Spiele der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland sollte verhindert werden. Außerdem wurde versucht, den Handel mit Khat, Somalias beliebte Droge, die viele Männer in den Nachmittagsstunden zum Tee kauen, einzudämmen. Auch wenn die meisten Einwohner Mogadischus diese radikalen Verbote ablehnten, so schätzen sie aber, dass es erstmals seit dem Sturz Siad Barres wieder ein gewisses Maß an Stabilität gab und das willkürliche Faustrecht der Clan-Milizen beendet wurde.

Hintergründe zur Entstehung der Union islamischer Gerichte, deren Machtausübung in Mogadischu und den Einmarsch der äthiopischen Truppen in Somalia, die der Herrschaft der Union islamischer Gerichte ein Ende setzte, können Sie in der neuen Auflage des Buches "Kein Frieden für Somalia?" nachlesen.

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Autor: Dipl.-Pol. Mathias Weber.
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